Partnerschaft mit Volvic seit 1988
Durch den Vertrag über die deutsch-französische Zusammenarbeit im Jahr 1963 wurde die jahrhundertealte Erbfeindschaft zwischen Deutschland und Frankreich beendet.
Mit Leben erfüllt und einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht wurden die Paragrafen des Vertragswerks aber erst durch die in der Folgezeit abgeschlossenen Gemeindepartnerschaften. Waren es zu Beginn vornehmlich die Städte, die ihre Verbindungen nach Frankreich knüpften, so sind in den letzten Jahren auch viele kleinere Gemeinden darangegangen, partnerschaftliche Beziehungen zu französischen Kommunen zu suchen. Seit 1988 hat auch Unterschneidheim eine Gemeindepartnerschaft mit der Stadt Volvic in der Auvergne, auf die große Schilder in allen Ortsteilen stolz verweisen. Die feierliche Unterzeichnung der Urkunden erfolgte am 3. Juli 1988 in Volvic und am 2. September 1988 in Unterschneidheim. Man kann heute feststellen, dass zwischen der Bevölkerung beider Gemeinden verlässliche und gute Beziehungen geschaffen wurden.
Die Gemeindepartnerschaft zwischen Volvic und Unterschneidheim könnte man als einen Ableger der Partnerschaft zwischen Nördlingen und Riom bezeichnen. Vertreter der Stadt Volvic suchten bei einem Besuch in Nördlingen im Umkreis der Stadt nach einer Partnergemeinde und wurden am württembergischen Riesrand fündig. Aus ersten zaghaften Fühlungnahmen wurden in der Folgezeit regelmäßige Kontakte und Besuche der verschiedensten Gruppen und Vereine, die schließlich zu der offiziellen Gemeindepartnerschaft führten.
Reizvoll gelegen
Die Auvergne liegt mitten in Frankreich. Die großen Touristenströme haben sie noch nicht entdeckt. Gerade darin aber liegt der Reiz dieser Landschaft. Hier ist noch unverfälschtes, ursprüngliches Leben. Dabei hat die Auvergne dem Besucher vieles zu bieten.
Von Vulkanen geformt
Einmal ist sie geologisch eine äußerst interessante Gegend. Vor etwa 15.000 Jahren wurde die Landschaft durch eine starke vulkanische Aktivität geformt. Dieser Vulkanismus endete erst in geologisch jüngster Zeit vor etwa 4.000 Jahren. Und noch heute legt eine eindrucksvolle Kette von etwa 80 Vulkankegeln Zeugnis ab von dieser Epoche. Der höchste dieser Vulkankegel, der 1465 m hohe Puy de Dome gab dem ganzen Département seinen Namen. Das hügelige Land ist karg und noch immer spielt hier die Landwirtschaft eine wichtige Rolle. Besonders die Milchwirtschaft ist die Grundlage der weltbekannten Käsesorten der Auvergne. Besonders bekannt sind der St. Nectaire, die Roquefort und der Cantal. Auch historisch interessant ist die Auvergne mit ihren altersgrauen Kirchen, Burgen und Schlössern, auf die wir auf Schritt und Tritt treffen. Diese karge Landschaft war schon in vor- und frühgeschichtlicher Zeit bevorzugtes Siedlungsgebiet, wie zahlreiche Bodenfunde beweisen. Das Denkmal des Vercingetorix in der Hauptstadt des Départements Puy des Dome, Clermont-Ferrand, weist uns darauf hin, dass wir uns hier inmitten des Herrschaftsgebiets des keltischen Stammes der Auvergne befinden und dass die Überreste der Stadt Gergovia, die Julius Cäsar in seinem gallischen Krieg vergeblich zu erobern suchte, hier zu finden sind.
Erneuerung und Umgestaltung
Am Osthang eines erloschenen Vulkans, dem 993 m hohen Puy de la Nugère, liegt die Stadt Volvic. Sie hat etwa 3.600 Einwohner. Die Altstadt drängt sich um die gedrungene romanische Basilika Saint Priest, die aus dem 12. Jahrhundert stammt. Die Kirche und auch die umliegenden Häuser sind aus dem grauen Stein von Volvic errichtet. Enge, verwinkelte Gassen ziehen den Hang hinauf, dem heutigen Straßenverkehr nicht mehr genügend. In den letzten Jahren hat die Gemeindeverwaltung die Erneuerung und Umgestaltung der alten Quartiere von Volvic mit Nachdruck in Angriff genommen. Manches alte Haus musste weichen, um Platz zu schaffen. Das Schlösschen Bosredon, nahe bei der Kirche gelegen, wurde zum Kunstmuseum umgebaut und beherbergt zahlreiche Werke eines Stifters Sahut, aber auch von Daumier, Braque, dem Japaner Fuijita und vielen anderen. Hoch über der Stadt erhebt sich eine markante Ruine der Burg Tournoel, die im Krieg der Liga zerstört wurde.
Herstellung von Bausteinen
Volvic besteht aus dem Hauptort, zwei größeren Dörfern mit Namen Moulet-Marcenat und Tourtoule und einer großen Anzahl von Weilern und Einzelgehöften. Ein Bahnhof ist vorhanden und es bestehen Busverbindungen nach Riom und Clermont-Ferrand, wo viele Einwohner ihren Lebensunterhalt verdienen. Die Vulkane der Umgebung beeinflussen das Leben der Einwohner von Volvic nachhaltig. Schon im 13. Jahrhundert beutete man ihre erkalteten Lavaströme in Steinbrüchen aus. Später suchte man den geschätzten Stein auch im Untertagebau. Gewonnen wurde und wird sowohl der graue Andesit, ein sehr hartes und säurefestes Gestein, das für den Hausbau, für Denkmäler, Grabsteine und Plattenbeläge verwendet wird, als auch der rötliche Pouzzolan, der als Straßenbaumaterial und zur Herstellung von Bausteinen zu gebrauchen ist. Noch heute arbeiten etwa 100 Menschen in mehreren Steinbrüchen und Steinmetzbetrieben. Diesen grauen Stein von Volvic finden wir in der ganzen Gemeinde wieder. Die Basilika Saint Priest besteht ebenso wie zahlreiche Brunnen aus diesem Stein. Durch seine Härte, die selbst Glas ritzt, kann ihm sogar die aggressive Luft unserer Zeit nicht viel anhaben. In den letzten Jahren versucht die Stadt Volvic die Bedeutung des Steins durch die Veranstaltung der Tage des Steins im Monat Juli zu unterstreichen. Steinmetze aus ganz Frankreich treffen sich dann in unserer Partnerstadt und zeigen ihre Arbeiten. Dabei kann man ihnen auch bei der Arbeit über die Schulter schauen.
Sport
Das Erscheinungsbild von Volvic wird aber auch geprägt durch die zahlreichen, großzügigen Sportanlagen, die seine Bedeutung als Schulstadt unterstreichen. Man zählt etwa 1.500 Schüler, die die verschiedenen staatlichen und privaten Schulen besuchen. Besondere Bedeutung hat hier die LEP, die Fachschule für das Bauhandwerk für die ganze Region. Freundschaftliche Beziehungen und regelmäßige Austausche gibt es seit vielen Jahren zwischen der Sechta-Ries-Schule Unterschneidheim und dem Collège Victor Hugo in Volvic.
Bedeutung des Wassers
Eine überragende Bedeutung im Leben der Stadt Volvic kommt dem Wasser zu. Aus der Werbung kennt jedes Kind den Namen Volvic. Anhaltende Wasserknappheit bewog 1922 den Bürgermeister von Volvic, Dr. Moity, dazu, einen Wasserverband mit den Nachbargemeinden Riom und Chatel Guyon zu gründen. Schon erste Probebohrungen wurden 80 m unter der Erdoberfläche fündig, und schließlich gelang es, einen unterirdischen Flusslauf anzuzapfen. Durch eine 950 m lange gemauerte Galerie, die leicht ansteigend in den Berg führt, wurde dieser erschlossen und liefert nun 350 Liter reines Mineralwasser in der Sekunde. Dadurch wurde die Wasserversorgung von heute insgesamt 33 Ortschaften mit insgesamt etwa 55.000 Einwohnern sichergestellt. Die gewaltige Schüttung und die Reinheit dieser Quelle veranlasste die Gemeinde, dieses Geschenk der Natur zu vermarkten. Eine Wasserfabrik wurde errichtet, die 1974 durch einen Neubau zwischen Volvic und Riom ersetzt wurde. Etwa 500 Personen sind hier in drei Schichten rund um die Uhr beschäftigt, das Mineralwasser für den Versand abzufüllen. Eigene Zitrusplantagen in Übersee liefern die Früchte für die Fruchtsaftgetränke der Marke Oasis, die in Frankreich jedes Kind kennt.
Ausgedehnte Entdeckungsreisen
Die wunderschöne Umgebung von Volvic mit den Hügeln der ehemaligen Vulkane und den malerischen alten Ortschaften lädt Wanderer zu ausgedehnten Entdeckungsreisen ein. Gut markierte Wanderwege helfen auch dem Fremden, sich überall leicht zurechtzufinden. Besondere Sehenswürdigkeiten werden ihm in ansprechender Weise in kleinen Museen erläutert wie z.B. im Haus des Honigs oder im Haus des Steins. Darüber hinaus wurde in den letzten Jahren die ganze Region der Vulkane als Naturpark ausgewiesen und wird heute entsprechend touristisch vermarktet.
Partnerschaftsverein Volvic-Unterschneidheim e. V.
Der Partnerschaftsverein Volvic-Unterschneidheim e. V. kümmert sich in Zusammenarbeit mit der Gemeinde darum, dass die Partnerschaft lebendig bleibt.
E-Mail
JochenNagler(@)web.de
Internet
Hier geht es zur Homepage