50 Jahre Gemeinde
Jubiläumsveranstaltung der Ortschaft Geislingen am 01.05.2025
50 Jahre Eingemeindung Geislingen nach Unterschneidheim: Ein Fest der Gemeinschaft und Tradition
Am 30. April und am 1. Mai feierten die Maibaumfreunde Geisingen das traditionelle Maibaumfest, das am 2. Tag mit einem besonderen Festakt, dem 50-jährigen Jubiläum der Eingemeindung Geislingens nach Unterschneidheim festlich umrahmt wurde. Die Veranstaltung zog zahlreiche Besucher an und bot eine Mischung aus festlicher Stimmung, historischen Rückblicken und zukunftsweisenden Gedanken.
Die Feierlichkeiten begannen mit einer herzlichen Begrüßung durch Ortsvorsteher Gerhard Feil, der die Gäste willkommen hieß und die Bedeutung dieses Jubiläums hervorhob. Ein besonderer Gruß galt Landrat a.D. Klaus Pavel, der die Einladung sehr gerne angenommen und die Laudatio gehalten hat. Herzlich begrüßt wurde auch der 1. stv. Bürgermeister Hermann Geiger, der die Grußworte der Gemeinde Unterschneidheim überbrachte.
Im Anschluss daran richtete der stv. Bürgermeister Hermann Geiger ein Grußwort an die Anwesenden. Er erinnerte an den Weg zur Gesamtgemeinde vor 50 Jahren und hob die positiven Entwicklungen hervor, die diese Entscheidung mit sich brachte. Geiger betonte, dass die Eingemeindung nicht nur ein administrativer Akt war, sondern auch ein Schritt hin zu mehr Zusammenhalt und gemeinsamer Stärke.
Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung war die Laudatio von Klaus Pavel, Landrat a.D., der seine Freude über die Einladung ausdrückte und den Ort Geislingen in den höchsten Tönen lobte. Im Vorfeld hatte er sich bei einem Spaziergang durch den Ort ein Bild des für ihn sehr schmucken Dorfes gemacht.
Fast genau vor 10 Jahren, am 2. Mai 2015 war er zur Einweihung der „Alten Schule“ in Geislingen.
Das Gebäude fand er „fatzanobl“, was für ihn, der aus dem Göppinger Raum stammt, ein sehr großes Lob ist.
Pavel erinnerte an die Zeit der Kreis- und Gemeindereformen in Baden-Württemberg und sprach auch die kritischen Stimmen an, die damals laut wurden. Dennoch habe sich Geislingen stets positiv entwickelt und sei ein Beispiel für erfolgreichen Wandel und Zusammenhalt.
Zum Schluss seiner Laudatio wünschte er sich Abbau von Bürokratie und betonte, wie wichtig der Zusammenhalt innerhalb der Gemeinde sei. In Geislingen sei dieser Zusammenhalt deutlich spürbar und trage maßgeblich zur Lebensqualität bei.
Er würdigte die Arbeit seiner Vorgänger und aller, die in den letzten 50 Jahren zum Wohle und zur erfolgreichen Gestaltung des Dorflebens beigetragen haben.
In seiner Rede betonte er die enge Verbundenheit der Geislinger mit ihrer Geschichte und ihrer Gemeinschaft.
Für seine sehr persönliche, an die Einwohner der Ortschaft gerichtete Laudatio, erhielt er tosenden Beifall und Standing Ovations.
Ortvorsteher Gerhard Feil bedankte sich sehr herzlich bei Hermann Geiger und dem Laudator Klaus Pavel.
Das Jubiläum bot neben den offiziellen Reden auch ein buntes Programm mit Musik der Rieser Trachtenkapelle Unterschneidheim, eine Ausstellung historischer Bilder der Ortschaft durch den Männergesangverein, eine Fotobox des Beach-Clubs, einen Bewegungsparcour des Turnvereins, sowie Kinderschminken in Airbrush-Technik durch die Guggamusiker.
Die Maibaumfreunde Geisingen hatten keine Mühen gescheut, um den Gästen ein unvergessliches Erlebnis zu bieten. Der festlich geschmückte Maibaum, der traditionell von den Vereinsmitgliedern aufgestellt wurde, bildete den Mittelpunkt des Geschehens und symbolisierte die Verbundenheit mit der Tradition und der Gemeinschaft.
Die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum der Eingemeindung Geislingens nach Unterschneidheim waren ein voller Erfolg und zeigten einmal mehr, wie wichtig der Zusammenhalt und die Pflege von Traditionen für eine lebendige und starke Gemeinschaft sind.
Gerhard Feil
Ortsvorsteher
Festvortrag von Landrat a.D. Klaus Pavel am 1. Mai 2025
Geislingen, das attraktive Dorf, seit 50 Jahren die „Perle“ von Unterschneidheim!
Lieber Herr Ortsvorsteher Gerhard Feil,
verehrte Gemeinde- und Ortschaftsräte,
liebe Geburtstagskinder aus Geislingen
mit all ihren Gästen aus nah und fern!
Ihr früherer und von mir sehr geschätzter Bürgermeister Günter Schenk hat anlässlich des 25jährigen Jubiläums der Gesamtgemeinde Unterschneidheim im Festbuch und seinem Vorwort geschrieben, dass die Gemeindegebietsreform für viele Bürger eine herbe Erfahrung war. Und dieses Ereignis löste teilweise sogar Zukunftsängste aus und so sah er vor 25 Jahren überhaupt keinen Grund, das 25jährige Bestehen zum 1. Januar 2000 besonders zu feiern.
Tatsächlich hatte die Gemeindegebietsreform im ganzen Land zu heftigen bürgerschaftlichen Diskussionen geführt. Sogar Gerichte wurden angerufen, um politisch gewollte Gemeindezusammenschlüsse zu verhindern. Die Landesregierung wollte aus den vielen kleinen Gemeinden größere leistungsfähigere Kommunen bilden. Aus 3379 sollten 1111 Kommunen mit mindestens 8000 Einwohnern werden. Ja, es ist wahr, die kommunalen Herausforderungen wurden nach dem Krieg größer, schwieriger und vielfältiger. Im Rückblick muss man mit Respekt und Anerkennung festhalten, die Gemeindegebietsreform war durchaus klug und in fast allen Raumschaften richtig. Vielleicht würde man heute, den einen oder anderen Zuschnitt anders vollziehen. Dabei denke ich nicht an diese Raumschaft Unterschneidheim.
Der Gemeindegebietsreform ging die Kreisreform voraus. Aus den früheren Landkreisen Aalen und Schwäbisch Gmünd wurde auch nach intensiven politischen Diskussionen der Ostalbkreis mit der Kreisstadt Aalen gebildet. Schwäbisch Gmünd wurde Sitz des Regionalverbandes Ostwürttemberg. Vermutlich hatte man sich von der Bedeutung der Regionalverbände mehr öffentliche Aufmerksamkeit versprochen. Mit der Kreisreform hatte das östliche Baden-Württemberg mit dem Ostalbkreis einen der großen Landkreise im Land und in Deutschland erhalten. Dieser Vorteil hat uns in den folgenden Jahrzehnten sehr geholfen. Beim Ostalbkreis hat es aber intern lange gedauert, bis das sehr ausgeprägte raumschaftliche Denken weniger wurde und der Ostalbkreis als positives Gesamtgebilde wahrgenommen und geschätzt wurde. Das nicht einfache Zusammenwachsen im Kreis ist aber erfreulicherweise durch die kluge Strategie von Landrat Gustav Wabro ordentlich gelungen. Seine Strategie für die wichtige infrastrukturelle Entwicklung: Die Kreiseinrichtungen müssen zu den Menschen kommen und nicht die Menschen zu den Einrichtungen! Deshalb wurden die ursprünglich drei Raumschaften einigermaßen gleichwertig mit Kreiseinrichtungen bedacht: Kliniken, (berufliche) Schulen, Abfallwirtschaft, Kreisstraßen, Verwaltungsstellen usw. Diese Strategie war in der Folge und im Rückblick sehr erfolgreich. Ich wünschte mir, dass diese bürgernahe Kommunalpolitik fortgeführt werden würde. Bei allen Entscheidungen darf die Politik, egal ob auf kommunaler Ebene, auf Länderebene, beim Bund oder auch für Europa nicht die Menschen vergessen. Die Politik hat sich ausschließlich an den Bedürfnissen der Menschen zu orientieren. Man darf schon gelegentlich Zweifel haben, ob das immer so praktiziert wird. Es geht um Vertrauen und Zutrauen!
Klug gehandelt hat Bürgermeister Günter Schenk von Anfang an. Und mit ihm auch seine Nachfolger Nikolaus Ebert und Johannes Joas! Seit der Gemeindereform ist Unterschneidheim wie ein kleiner Landkreis, so habe ich als Landrat oft formuliert. Unterschneidheim mit Geislingen, Nordhausen, Unterwilflingen, Sechtenhausen, Walxheim, Wössingen, Zipplingen und Zöbingen, mit knapp 5000 Einwohner und 6800 ha Gemeindegebiet. Eine starke Gemeinschaft ist so vor 50 Jahren entstanden. Der Verlust der Selbständigkeit wurde durch viele Vorteile schnell ausgeglichen. Sehr umstritten war der Zusammenschluss damals insbesondere in Zipplingen. Die Bürgeranhörungen im Sommer 1973 haben das Einvernehmen, außer in Zipplingen, eindrucksvoll gezeigt. Ich bin überzeugt, dass auch die Zipplinger längst den Mehrwert der interkommunalen Gemeinschaft sehen und das gute Miteinander ausdrücklich loben. Grundlage für diesen Erfolg war auch in Unterschneidheim das praktizierte Bekenntnis zur Bürgernähe. Alle Ortschaften haben Ortschaftsräte und Ortsvorsteher und eigene Zuständigkeiten und diese Eigenständigkeit in der Kommunalpolitik wurde eher noch gestärkt und erfreulicherweise nicht zurückgenommen. Ich habe gehört, dass die lokale Entscheidungskompetenz eher noch gestärkt werden soll. So funktioniert kommunale Bürgernähe! Respekt!
Geislingen ist eine kleine Gemeinde, ein schmuckes Dorf! Knapp 400 Einwohner auf 783 ha Gemeindefläche und sie alle formen die intakte und lebendige Dorfgemeinschaft. Dies zeigt sich immer wieder, wenn kommunale Herausforderungen anstehen. Ich erinnere mich noch gut an die Einweihung des sanierten und umgebauten „Alten Schulhauses“. Bürgermeister Nikolaus Ebert lobte damals das starke bürgerschaftliche Engagement aller Geislinger. Bürgerschaftliche Eigenleistungen wurden und werden in allen Ortsteilen ausdrücklich gefördert und dies führt fast regelmäßig zu höheren Landeszuschüssen. Die öffentliche und private Infrastruktur war ganz offensichtlich in Geislingen schon immer gut. Die heimatgeschichtlichen Unterlagen weisen darauf hin, dass bereits vor der Eingemeindung 1975 „die Welt in Geislingen in Ordnung“ war.
Ich habe auch bei sehr vielen Begegnungen in allen Teilorten von Unterschneidheim gespürt, dass die jeweiligen Ortsvorsteher und die Ortschaftsräte ein gutes Miteinander gezeigt haben. Möglicherweise gab und gibt es schon auch einen versteckten Wettbewerb um den örtlichen Erfolg der kommunalen Arbeit und das ist noch lange nicht die schlechteste Variante, Ziele mit und für die Bürgerschaft zu erreichen. Und mit den Herren Günter Schenk, Nikolaus Ebert und Johannes Joas hatten und haben sie immer geschickt agierende Bürgermeister, die zusammen mit den Ortsvorstehern wussten, dass Politiker Menschenfreunde sein müssen.
Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, dass wir alle Gemeinschaft und Verantwortung vorleben. Zu oft hören wir, was der Staat, die Gemeinde alles machen soll. Schnell hören wir negative Kritik, selten angebrachtes Lob und Anerkennung. Wir verlieren zusehends Vertrauen in die handelnden Akteure. Vielleicht trifft diese beschriebene Situation eher die „große“ Politik und weniger die Arbeit auf lokaler Ebene. Aber prüfen wir uns doch ehrlich und fair.
Viel Unzufriedenheit besteht auch durch eine völlig überzogene Bürokratie. Kluge und angemessene Bürokratie ist für eine funktionierende Demokratie unverzichtbar. Aber in den letzten Jahren haben wir hier völlig überzogen. Die Ministerialbürokratie beschäftigt sich selbst und die Bürgerschaft erwartet vom Staat und damit auch den Kommunen Vollkaskomentalität für jede noch so unerwartete Lebenslage. Erst dieser Tage las ich, dass es in Deutschland 950 bundesunmittelbare Behörden mit 500.000 Beschäftigten gibt. Das wird auf Dauer nicht funktionieren. Die Menschen im ländlichen Raum, beispielgebend und vorbildlich die Gemeinde Unterschneidheim mit ihren Ortsteilen und eben auch mit Geislingen zeigen wie es besser geht. Selbst zupacken und nicht in erster Linie die zuständige Stelle suchen, die ja auch gerade nicht greifbar ist, das muss das erklärte Ziel sein. Und wenn wir das mit eindeutigen Zuständigkeiten umsetzen, dann wird daraus eine Erfolgsgeschichte, Der frühere Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Erwin Teufel, hat als Verfechter der praktizierenden Bürgernähe den Kommunen (also auch Unterschneidheim und Geislingen) eine sogenannte Allzuständigkeit zugesprochen. Erst wenn die kommunale Ebene dafür überfordert ist, ergibt sich eine Zuständigkeit der Landkreise. Wenn deren Umsetzungskraft nicht mehr ausreichend ist, dann sind die Bundesländer zuständig und wenn diese nicht mehr umfassend leisten können, dann ist der Bund gefragt. Und wenn der Bund alleine nicht mehr auf internationalem Parkett agieren kann, erst dann ergibt sich eine Zuständigkeit von Europa. Eine perfekte Beschreibung des föderalen Systems, das unser Land in den letzten Jahrzehnten so stark gemacht hat. Darauf müssen wir uns wieder konzentrieren. Wir im ländlichen Raum können mit der Kraft vor Ort ein starker Motor für die Entwicklung und Zukunftsfähigkeit unserer Lebensräume sein. Dann muss uns auch um unsere so gute und wertvolle Demokratie nicht bange sein. Einige Entwicklungen, ja sogar Angriffe auf unsere Rechtsstaatlichkeit machen leider Sorgen. Viele Länder beneiden uns um unsere Errungenschaften. Bei uns darf jede und jeder frei seine Meinung sagen. Ich füge nur hinzu: Aber bitte mit Anstand!
Fleißige und hochqualifizierte Bürgerinnen und Bürger haben in den letzten 50 Jahren Geislingen und Unterschneidheim stark gemacht. Dabei wurde die kulturelle Identität und auch das örtliche Selbstbewusstsein bewahrt. Sehr aktive Vereine und örtliche Initiativen prägen dabei das gesellschaftliche Zusammenleben und gewährleisten zugleich eine hohe Lebensqualität in einer herrlichen Landschaft. Die kirchliche Arbeit für unser christliches Lebensgefühl ergänzt die dörfliche Verbundenheit. Die Pfarrkirche St. Nikolaus und das Pfarrhaus machen diese Verbindung in der angemessenen Dorfgestaltung sichtbar.
Für den bürgerschaftlichen Erfolg stehen in Geislingen wie überall viele Persönlichkeiten, denen sprichwörtlich nichts zu viel ist. Da sind stellvertretend die Bürgermeister Günter Schenk, Nikolaus Ebert und Johannes Joas, die Ortsvorsteher mit dem derzeitigen Ortsvorsteher Gerhard Feil und all seine Vorgänger zu nennen, Gemeinde- und Ortschaftsräte und die Menschen, die in Funktionen oder einfach so über die Straße hinweg sich für nichts zu schade sind und helfen und da sind, wo immer es notwendig erscheint. Ich spreche gerne von der nicht organisierten Nachbarschaftshilfe, die auf dem Dorf im Gegensatz zur anonymen größeren Stadt noch funktioniert, weil man sich kennt und schätzt und das seit Generationen. Das ist das Fundament einer dörflichen Gemeinschaft. Dieses Miteinander in Geislingen trägt blühende Früchte.
Geislingen wird sich in den nächsten 5 Jahrzehnten verändern. Viele von uns heute werden beim 100. Geburtstag von Unterschneidheim mit Geislingen nicht mehr dabei sein. So bleibt der Wunsch, dass das starke Miteinander in Geislingen und in der Gesamtgemeinde Unterschneidheim nie erlahmt und immer wieder neue und frische Kräfte bereit sind, Tradition und Innovation gleichberechtigt auf den Weg in eine friedliche Zukunft zu bringen. Seien wir zugleich dankbar, dass wir in einem freien und rechtsstaatlichen Land leben dürfen und es uns doch eigentlich richtig gut geht. Und in einer dörflichen Gemeinschaft werden all die Menschen mitgenommen, denen es nicht gut genug geht. Das ist Dorf, leben wir es heute und auch morgen!
Ich wünsche Ihnen in herzlicher und langjähriger Verbundenheit alles Gute und ein herzliches „Glück-Auf“!
Klaus Pavel, Landrat a. D.
Es gilt das gesprochene Wort!